OLAV SCHIEDEL PAINTINGS

Acrylmalerei - Energie und Dynamik

ohne Titel, Acryl auf Karton, 30x40 cm, 2020 / Acrylmalerei
ohne Titel, Acryl auf Karton, 24x32 cm, 2020 / Acrylmalerei
Zusammen-Getrennt, Acryl auf Karton, 50x65 cm, 2020 / Acrylmalerei
ohne Titel, Acryl auf Karton, 30x40 cm, 2020 / Acrylmalerei

Aktuelle Arbeiten 2020-2021

Bei meinen Arbeiten mit Acrylfarben steht das 'Geschehen lassen' im Vordergrund. Ich mache meinen Kopf ganz leer, verbanne das 'Wollen' aus meinem Geist, konzentriere mich auf meine Atmung. Man könnte diesen Prozess durchaus als Meditation bezeichnen. Ohne konkretes Ziel vor Augen, mische ich die Farben direkt auf dem Malgrund und finde dann in einem dynamischen Malprozess zu einer ersten spontanen Komposition. Im Nachgang wird die Komposition weiter verfeinert. Teils werden noch Hintergrund und Details hinzugefügt und ausgearbeitet. Dabei gilt es, die Energie und Dynamik der spontanen Komposition zu erhalten.

Trugblider und Fehldeutungen

Ich beschäftige mich seit geraumer Zeit intensiv damit, wie Bilder in unserem Kopf entstehen. Das sogenannte Pareidolie-Phänomen, also den Effekt, in abstrakten Mustern oder Strukturen Lebewesen oder Gesichter zu sehen, war mir bekannt. Die spannende Frage war nicht nur wie, sondern auch warum es zu diesen Fehldeutungen kommen und wie ich sie bewusst erzeugen kann.

Dabei bin ich auf einen Interessanten Artikel über die Studien des niederländischen Hirnforschers Matthias Ekman gestoßen. Mit seiner Forschung konnte er den Nachweis erbringen, dass unser Gehirn schon 150 bis 200 Millisekunden vor dem tatsächlichen Erkennen des gelieferten Bildes eine 'Vorschau' interpoliert. Das Auge bestätigt nur noch die 'Vorschau' und liefert die Basis für die nächste Interpolation.

Es handelt sich dabei um eine Art Autovervollständigung unseres Gehirns, welches aus seinem individuellen Erfahrungsschatz heraus das wahrscheinlich folgende Bild erschafft. So können wir schnell situativ auf unsere Umwelt reagieren. Entwicklungsgeschichtlich war es für uns von großem Vorteil, den Löwen schnell erkannt zu haben. Und Tennis spielen wäre zum Beispiel ohne diese Vorschaubilder nicht möglich. In beiden Fällen können 200 Millisekunden zu spätes Erkennen und Reagieren entscheidend sein.

Meine Bilder vollenden sich erst im Kopf der Betrachtenden

Somit erschloss sich mir auch das 'Warum' bei den Pareidolien in meiner eigenen Kunst. Ich vermute: Wenn es nichts direkt Gegenständliches für das Auge zu erkennen gibt, versucht unsere Gehirn zunächst trotzdem eine gegenständliche Darstellung zu interpretieren.

Acrylmalerei von Olav Schiedel, Künstler in Paderborn

Dieser Vermutung gehe ich in meinen aktuellen Arbeiten auf den Grund und biete eher Interpretationsmöglichkeiten als konkrete Darstellung. Nach dem ersten Erkennen versucht unser Gehirn einen neuen Sinn beziehungsweise neue Figuren in dem optischen Angebot zu finden. Durch die amorphen Formen in meinen Werken wird der Effekt unterstützt, dass unser Gehirn Lebewesen, in erster Linie jedoch Menschen erkennen will.

Aus den Fragmenten setzt sich, wie ich jetzt merke, jeder Betrachter ein anderes Bild zusammen. Die Assoziationen bezüglich einiger Bilder gingen in unterschiedliche Richtungen, aber wie gewollt immer in Richtung von Lebendigem und Gefühlen. So sah ich ein Ziel erreicht: Meine Bilder vollenden sich erst im Kopf der Betrachtenden.

Rein technisch ist meine Acrylmalerei am ehesten beim 'Aktion- und Mess-Painiting' anzusiedeln. Die Komposition entsteht spontan während des ersten Schrittes. Im Anschluss erfolgt jedoch eine weitere Ausarbeitung in mehreren Schichten. Die Palette an Werkzeugen reicht dabei von sehr breiten Spachteln bis zur Zeichenfeder.

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